Schritt 4: Heizkessel tauschen
Schritt vier beim Heizkesseltausch: Der alte Heizkessel wird ausgebaut, der neue Kessel installiert. Die Arbeiten rund um den Tausch sind meist in ein bis zwei Tagen erledigt. Hausbesitzer sollten beim Installateur nachfragen, ob ein hydraulischer Abgleich gemacht wurde – und sich die Steuerung des neuen Kessels genau erklären lassen.
Auf einen Blick: Die wichtigsten Tipps
- Ein bis zwei Tage für den Kesseltausch einplanen.
- Hydraulischen Abgleich machen lassen. Nur damit ist der Kessel optimal eingestellt und läuft energiesparend.
- Regelung des neuen Kessels genau erklären lassen.
- Grundeinstellungen des Kessels sollte der Monteur vornehmen. Nachtabsenkung und Warmwassertemperatur können gemeinsam festlegt werden.
- Gegebenenfalls Dämmung der Armaturen und Rohre erneuern
„Wir hatten den Tausch extra in den Mai gelegt, weil wir dachten, da können wir zur Not auch zwei Tage auf die Heizung verzichten“, erinnert sich Dirk Scharenberg. Aber dann war der Kesseltausch schon nach neun Stunden erledigt. Abends um 18 Uhr schalteten die Scharenbergs ihren neuen Heizkessel ein und waren damit die schnellsten Kesseltauscher des Praxistests.
Etwas länger dauerte der Tausch bei Ricarda Rieck und Norbert Hofmann, die ihre Kessel im November tauschten. Der Grund für die längere Arbeitsdauer: Beide Praxistester wollten für ihren neuen Kessel auch einen neuen Energieträger verwenden und wechselten von Öl auf Gas. So blieben Ricarda Riecks Heizkörper am ersten Abend noch kalt – aber zumindest gab es schon warmes Wasser. Auch Norbert Hofmann hatte am ersten Abend noch keine funktionierende Heizung. „Deshalb hab ich unseren Kachelofen eingeheizt, damit wir es trotzdem ein bisschen warm im Haus hatten.“
Ganz anders verlief der Tausch bei Thomas Spitzer: Der Solinger hatte das Haus vor dem Einzug seiner Familie kernsanieren lassen. Dabei wurde auch der alte Heizkessel inklusive aller Heizkörper und Rohre getauscht. Die gesamten Sanierungsarbeiten haben etwa drei Monate gedauert.
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Wie läuft der Kesseltausch genau ab?
Bei allen Kesseltauschern waren für den Einbau des neuen Heizkessels zwei oder mehr Monteure vor Ort. „Ich war überrascht wie schnell der alte Kessel abgebaut war“, berichtet Ricarda Rieck. Zuerst wurde das Heizwasser abgelassen, dann die Rohre demontiert – und der alte Heizkessel war bereit für den Abtransport. Bei Tester Norbert Hofmann stellte sich heraus, dass der Kessel nicht die Kellertreppe hinaufpasste. Er musste später mit dem Schneidbrenner im Keller zerlegt werden – was erheblichen Dreck verursacht hat, wie sich Hofmann erinnert.
Bevor ein neuer Heizkessel eingebaut werden kann, gibt es verschiedene Vorbereitungsmaßnahmen. Bei allen Testern mussten neue Heizungsrohre montiert und isoliert werden. Wie beim Einbau moderner Brennwertanlagen üblich, wurden bei allen Teilnehmern außerdem Kunststoffrohre im Schornstein sowie Abflussrohre für die Kesselkondensate verlegt. Hier mussten zum Beispiel bei Ricarda Rieck Wände durchbrochen werden. Darüber hinaus war es bei ihr und Norbert Hofmann notwendig, einen Anschluss vom Kessel zum Schornstein herzustellen. Auch dafür wurde je eine Wand durchbrochen. Wird ein neuer Gasanschluss gelegt, ist ein Mitarbeiter des Gasversorgers vor Ort, der den Anschluss der Gasanlage kontrolliert. Und: Es besteht eine gesetzliche Verpflichtung, die neue Heizanlage vom Schornsteinfeger abnehmen zu lassen.
Bei allen Teilnehmern des Praxistests wurden neben dem neuen Heizkessel auch Wärmemengenzähler für Raumwärme und Warmwasser installiert – dadurch können die Tester den Verbrauch des neuen Geräts nun optimal kontrollieren.
Der bisherige Heizkessel von Familie Rieck aus Heiligengrabe ist knapp 24 Jahre alt. Im November 2014 wurde ihre alte Ölheizung nun durch ein effizientes Gas-Brennwertgerät ausgetauscht. Die gemeinnützige co2online GmbH hat die Familie beim Austausch begleitet.
Das sagt unser Experte
Rainer vom Bovert, Heizungsinstallateur: Für einen Kesseltausch ohne Warmwasserversorgung inklusive Schornsteinsanierung sind – wie bei den Praxistestern – in der Regel zwei Tage ausreichend. Falls der Tausch doch länger dauert oder in der kalten Jahreszeit stattfindet, bieten gute Heizungsfirmen ihren Kunden das Aufstellen von Heizlüftern an. Zudem spricht ein guter Handwerker den Kesseltausch vorher im Detail mit dem Hausbesitzer ab. Zum Beispiel, wo der neue Kessel genau aufgestellt werden soll. Überhaupt ist Kommunikation wichtig: Hausbesitzer sollten schon bei der Auswahl der Heizungsfirma darauf achten, dass die Handwerker alle ihre Fragen verständlich beantworten.
Wenn ein alter Öltank keinen Inhaltsanzeiger hat, an dem sich der aktuelle Ölstand ablesen lässt, sollte man diesen Stand nicht selbst schätzen, sondern vor dem Kesseltausch seinen Monteur um Rat fragen. Dann gibt es am Ende auch keine Überraschungen, wie viel Öl noch im Tank ist. Beim Einbau einer neuen Ölheizung ist es sinnvoll, die alten Tanks zu reinigen.
Nach einer gründlichen Einweisung in die Funktionen des neuen Geräts können Hausbesitzer meist nicht viel falsch machen. Wer unfallfrei eine Waschmaschine programmieren kann, muss keine Angst vor der neuen Heizung haben. Dennoch sollten sich Verbraucher genauso viel Zeit für die Bedienungsanleitung ihrer neuen Heizung nehmen wie für die Anleitung des TV-Gerätes oder des Handys.
Zu jeder Heizungserneuerung gehört auch ein hydraulischer Abgleich, der am besten sofort umgesetzt wird. Wird er um ein paar Wochen verschoben, entstehen doppelte Arbeiten. Beispielsweise muss das Heizwasser beim Kesseltausch abgelassen werden – ebenso wie bei der Erneuerung von Heizkörperventilen, die im Zuge des hydraulischen Abgleiches praktisch immer erforderlich ist. Und natürlich ist der hydraulische Abgleich Voraussetzung, um für den Kesseltausch eine KfW-Förderung zu erhalten.
Rainer vom Bovert aus Ratingen ist einer unserer Handwerker-Botschafter für den hydraulischen Abgleich.
Hydraulischer Abgleich und Abtransport der Öltanks
Am Ende des Heizkesseltauschs installierten die Monteure bei Thomas Spitzer und Ricarda Rieck voreinstellbare Thermostatventile an den Heizkörpern und führten den hydraulischen Abgleich durch. Dabei wird der Heizwasserdurchfluss an jedem einzelnen Heizkörper so eingestellt, dass die Anlage optimal arbeitet. Dirk Scharenberg hat sich entschlossen, den hydraulischen Abgleich bei der ersten Wartung der Anlage nach einem Jahr zu machen. Und auch Norbert Hofmann hat den hydraulischen Abgleich schon geplant.
Der Abtransport der alten Öltanks darf nur von speziell zertifizierten Firmen vorgenommen werden. Weil diese bei Ricarda Rieck im vergangenen Jahr keine freien Termine mehr hatten, stehen die Tanks bei Ricarda Rieck noch im Keller. Norbert Hofmann hingegen hat den Abtransport schon hinter sich – auch wenn nicht alles optimal lief. Hofmann hatte noch deutlich mehr Öl im Tank, als er angenommen hatte. Einen Teil konnte er zu einem Nachbarn fahren lassen – den Rest hat ihm die Firma für rund ein Drittel des damaligen Ölpreises abgenommen. Und es gab noch ein zweites Problem: „Um die Tanks aus dem Haus zu bekommen, wurden sie im Keller mit einer elektrischen Stichsäge zersägt und dann in Einzelteilen durchs Treppenhaus hinausgebracht.“ So entstand im ganzen Haus ein unangenehmer Ölgeruch. „Wir mussten kräftig lüften, aber nach einer Woche war alles wieder in Ordnung.“
Übergabe und Erklärungen durch den Handwerker
Alle Tester haben von ihren Handwerkern eine etwa halbstündige Einführung in die Bedienung des neuen Heizkessels bekommen. Dirk Scharenberg: „Der Monteur hat mir gezeigt, wie man in die Untermenüs kommt und das Zeitprogramm einstellt. Also zum Beispiel wann die Heizung morgens eingeschaltet wird und wann sie abends ausgeht.“ Ähnlich war es bei Norbert Hofmann, den besonders die vielen Einstellungsmöglichkeiten im Vergleich zum alten Kessel positiv überrascht haben. „Die gradgenaue Nachtabsenkung der Temperatur beispielsweise. Die Steuerung der Umwälzpumpe über eine Zeitschaltuhr. Oder die verschiedenen Absenkkurven – bei dem neuen Kessel lassen sich alle Werte viel genauer einstellen.“
Die ersten Einstellungen haben die Praxistester dann gemeinsam mit ihren Monteuren vorgenommen. „Zunächst einmal haben wir das so gemacht, wie es standardmäßig richtig ist“, erklärt Thomas Spitzer. „Mein Installateur meinte aber auch, dass ich in dem Haus wohne und nicht er. Deshalb soll ich ihm Feedback geben, ob die Einstellungen passen oder etwas geändert werden muss.“ Tatsächlich probierte Spitzer gemeinsam mit dem Fachmann in der ersten Heizperiode verschiedene Einstellungen aus, um den optimalen Komfort und die Energieeinsparungen unter einen Hut zu bekommen. „Im Lauf des ersten Winters haben wir unsere optimalen Einstellungen gefunden. Danach war eigentlich klar, dass wir nichts mehr ändern müssen.“
Was bei Ricarda Rieck ebenfalls zur Übergabe durch den Monteur gehörte, war eine Erklärung zum richtigen Ablesen der Wärmemengenzähler und der Vor- und Rücklauftemperaturen. Außerdem erfuhr sie, wie die Anlage mit neuem Heizwasser befüllt werden kann. Und ganz am Schluss gab es bei allen Testern natürlich ein Übergabeprotokoll.
Tipps der Tester
Autor: Marcus Weber (Freier Redakteur)